Trauer-Netzwerk Niedersachsen
Qualifizierte Trauerbegleitung für Familien mit lebensverkürzt erkrankten Kindern und Jugendlichen
Die Diagnose einer lebensverkürzenden Erkrankung des eigenen Kindes oder Geschwisterkindes löst einen unvorstellbar schmerzhaften Prozess aus. Häufig setzt in betroffenen Familien bereits mit dieser Diagnose, also dem Bewusstsein über den viel zu frühen Tod des Kindes, die Phase der sogenannten „vorweggenommenen Trauer“ ein. Mit ihr beginnt ein langer Leidensweg, der durch unterschiedliche und sehr individuelle Trauerphasen führt. Als Außenstehende können wir kaum begreifen, geschweige denn uns vorstellen, welche Ängste, Gefühle, Gedanken und Schmerzen die Kinder, Eltern und Angehörigen durchleben müssen. Was wir jedoch können: betroffene Familien auf ihrem Weg begleiten. Und zwar kompetent, einfühlsam und professionell.
Behutsame Begleitung in allen Phasen der Trauer
Durch unsere langjährige Erfahrung in der SAPV-KJ wissen wir, was die Diagnose einer lebenslimitierenden Erkrankung und der viel zu frühe oder auch sehr plötzliche Tod des eigenen Kindes für die Angehörigen bedeuten. Die Praxis zeigt, wie bereichernd und unterstützend eine feste und kontinuierliche Trauerbegleitung als zusätzliche, stabilisierende Säule für die Betroffenen sein kann. Daher beginnt die behutsame Unterstützung durch unsere qualifizierten Trauerbegleiter*innen auf Wunsch bereits während der palliativen Versorgung des erkrankten Kindes.
Unsere – nach den Standards des Bundesverband Trauerbegleitung (BVT) fortgebildeten – Trauerbegleiter*innen stehen betroffenen Familien bei Bedarf über einen langen Zeitraum hinweg beständig zur Seite. Sie begleiten die gesamte Familie – Eltern, Geschwister, Angehörige – kompetent und einfühlsam durch alle Phasen ihrer individuellen Trauer: in der Phase der vorweggenommenen Trauer, während der kritischen und sehr belastenden Finalphase und nach dem Versterben des Kindes. Während des gesamten Trauerprozesses sind sie der Fels in der Brandung, geben Halt und Orientierung, damit betroffene Familien auf ihrem schmerzhaften Weg nicht allein sein müssen.
Im Trauer-Netzwerk Niedersachsen begleiten wir aber nicht nur Familien, deren Kind über die SAPV-KJ versorgt wird, sondern stehen auch in Akutsituationen oder bei unvorhergesehenen Ereignissen unterstützend zur Seite. Sternenkinder, schnelle und drastische Krankheitsverläufe, plötzliches Versterben des Kindes – wir lassen betroffene Familien nicht allein.
Ein kostenfreies Angebot für betroffene Familien
Qualifizierte Trauerbegleitung ist keine gesetzlich geregelte Leistung der Krankenkasse und wird somit nicht offiziell vergütet. Wir möchten betroffenen Familien dennoch eine langfristige, vertrauensvolle und professionelle Unterstützung in ihrem vielschichtigen Trauerprozess ermöglichen – weil wir wissen, wie wichtig und essentiell eine beständige Begleitung für Familien in dieser besonders herausfordernden Situation sein kann.
Die Leistungen unserer Trauerbegleiter*innen finanzieren wir daher über unseren Verein. Die Inanspruchnahme einer Trauerbegleitung ist für die Familien somit komplett kostenfrei.
Meilensteine im Trauer-Netzwerk
Dank Förderungen durch die Klosterkammer Hannover, die Gesundheitszentrum Bad Laer Stiftung und die Kroschke Kinderstiftung konnten wir am 01.01.2021 endlich mit der Umsetzung unseres jüngsten Projekts starten. Seitdem hat sich im Trauer-Netzwerk schon sehr viel getan:
- Aktuell zählen 45 qualifizierte Trauerbegleiter*innen zu unserem niedersachsenweiten Team, das stetig wächst.
- Die ersten aktiven Trauerbegleitungen wurden bereits Anfang 2021 begonnen. Mitte 2022 werden über 60 betroffene Familien durch unser Team begleitet.
- Zum qualitativen Austausch und zur stetigen Verbesserung und Vereinheitlichung der inhaltlichen Arbeit wurde eine Arbeitsgruppe gegründet.
- Bereits vier Kooperationsverträge mit Institutionen wie ambulanten Hospizdiensten, Elternvereinen und anderen Organisationen wurden geschlossen. Weitere konkrete Kooperationen sind in der Vorbereitung.
- Zur Qualitätssicherung und gezielten Fortbildung des bestehenden Teams gibt es seit Oktober 2021 ein regelmäßiges Weiterbildungsangebot mit unterschiedlichen Schwerpunkten für die Arbeit als Trauerbegleiter*in in Familien mit schwerstkranken Kindern. Über das ganze Jahr 2022 hinweg finden Fortbildungen statt, und auch das Fortbildungsprogramm für das kommende Jahr 2023 ist bereits in Planung.
- Für alle Trauerbegleiter*innen wurde im November 2021 eine feste und regelmäßige Supervision installiert.
- Über zwei Doktorandinnen der Medizinischen Hochschule Hannover wird das Trauer-Netzwerk Niedersachsen - im Speziellen die Effekte der qualifizierten Trauerbegleitung - wissenschaftlich evaluiert.